Donnerstag, 18. Juli 2013

18/365 - Wir sind nicht alleine


An einem Abend in den letzten Tagen habe ich meinen inneren Schweinehund überwunden und bin abends nochmal eine Runde rausgegangen. Es war kein guter Tag gewesen. Wieder mal hatte ich nicht das gemacht, was ich mir eigentlich vorgenommen hatte und überhaupt hat alles nicht so funktioniert wie es sollte.
Dann ist da immer diese latente Unsicherheit in meinem Leben und die Angst nicht genug Geld zu haben, damit ich das Haus behalten kann.
Am liebsten hätte ich mich mit einer Tüte Chips vors Fernsehen gesetzt und mich berieseln lassen. 

Aber ich habe es nicht getan! 

Kurz vorher hatte ich etwas über Glaube und Zuversicht gelesen, was mich aufwühlte. 
So bin ich nach draußen, nur eine schnelle Runde ohne Walkingstöcke und ohne Kamera. Ich wollte nur bei mir sein und nachdenken. 
Aber vor allem wollte ich fühlen. Ich wollte den Wind und die Wärme des Abends spüren. Ich wollte zuhören. Den Geräuschen des Dorfes und der Natur und auch meinen Gedanken. Ich wollte sehen, die Vögel, das Leben draußen vor meinem Haus. Ich wollte nur sein. 

Es war so schön da draußen. 
Nette Menschen auf der Straße und nette Katzen, die eine Streicheleinheit brauchten. 
Eine wunderbare Luft, nach der Hitze des Tages wurde es kühler, aber nicht zu kühl. Der Wind wehte ein bißchen. 
Ich wollte zum Wald gehen, da war ich schon einige Zeit nicht mehr gewesen. Man tritt in eine andere Welt ein unter den Bäumen. Es war ein tausendfaches Vogelstimmenkonzert. Den Buchfink konnte ich raushören, hier und da auch eine Meise und eine Amsel, aber auch Stimmen, die ich nicht zuordnen konnte. 
Die tiefstehende Sonne warf gelbe Lichtfelder durch die Äste der Bäume – eine so ruhige, besinnliche Atmosphäre. Manchmal komme ich mir im Wald wie in einer Kirche vor. 
Auch ich versuchte möglichst keinen Lärm zu machen, obwohl uns Menschen das doch immer wieder sehr schwer fällt. 
Kurz bevor ich von meinem Rundgang durch den Wald wieder aufs freie Feld hinaus musste entdeckte ich im Unterholz, golden von der Sonne angestrahlt, noch ein Reh. Wir beide verharrten minutenlang in absoluter Ruhe. Bis es sich dann sicher fühlte und weiter seinen Weg ging. 

In diesen Minuten, so ruhig und nur die Vögel und das Rauschen der Blätter war zu hören, und ab und zu eine Säge aus dem Nachbarort, da habe ich gewusst, daß wir nicht alleine sind. Wir Menschen gehen zwar gerne durch die Welt als wären wir alleine, aber wir sind es nicht. Selbst wenn wir die Lebewesen um uns herum nicht wahrnehmen, so sind sie doch da. 
Eigentlich sollten wir uns verantwortlicher fühlen, aber wir sind oft noch nichtmal in der Lage für uns selbst Verantwortung zu übernehmen. Jedenfalls fällt mir das immer sehr schwer. 

Dieser Spaziergang hat es mir ein bißchen gezeigt, ich habe Verantwortung übernommen und habe den inneren Schweinehund überwunden und kam erfrischt an Körper und Geist wieder zuhause an.

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